Wir zeigen die Herstellung von Textilien von der Faser bis zum fertigen Gewand. Dazu gehören Spinnen, Weben am Gewichtswebstuhl, Brettchenweben, Nailbinding, Sprang, Nähen und Flicken.
Am Gewichtswebstuhl weben wir, ausgehend von Textilfunden, Stoffe annähernd fadengenau nach. Bei der Rekonstruktion unserer Gewänder stützen wir uns auf Moor- und Grabfunde, sowie auf Darstellungen in der römischen Kunst. Lassen Sie sich von der Farbenpracht und Feinheit germanischer Textilien überraschen, die völlig im Gegensatz stehen zur Optik der Requisiten in vielen Filmproduktionen und Computerspielen.
Je nach Verfügbarkeit der Handwerker zeigen wir die Bearbeitung von Holz zur Herstellung alltäglicher Gegenstände, wie z.B. Geschirr, Körbe, Flechtwerkzäune u.a.
Dabei greifen wir auf die seltenen Funde zurück, die sich im staunassen Boden, z.B. in der Wurtensiedlung Feddersen Wierde erhalten haben.
Wir zeigen die Herstellung von Gebrauchs- und Luxusgegenständen aus Rinderknochen, Horn und Geweih.
Dazu gehörten beispielsweise Angelhaken, Messergriffe, Nähnadeln, Webbrettchen und Ahlen, aber auch Haarnadeln und Kämme, Spielsteine und Würfel.
Damals weit verbreitet, sind diese Werkstoffe aus unserer heutigen Lebenswelt nahezu verschwunden und durch Kunststoffe ersetzt.
Wir kochen am offenen Feuer, dabei verwenden wir Nahrungsmittel, die durch die Archäobotanik, die Archäozoologie und römische Schriftquellen belegt sind.
Einen Hinweis auf die Ernährung der Germanen gibt uns Tacitus: „Ihre Speisen sind einfach: wildes Obst, frisches Wild oder geronnene Milch. Ohne besondere Zurüstung und ohne Leckereien vertreiben sie den Hunger.” (Tacitus, Germania 5 und 23)
Tatsächlich betrieben die Germanen überwiegend Ackerbau und Viehzucht.
Germanische Kochrezepte sind nicht überliefert, da sich unsere historische Darstellung auf ein romanisiertes Umfeld bezieht, greifen wir auch auf römische Rezepte zurück, wie sie z.B. in der Rezeptsammlung des Apicus überliefert sind.
Wir stellen Geschirr und weitere Gebrauchsgegenstände aus Ton her, z. B. Spinnwirtel, Webgewichte, Blasebalgdüsen und Spielzeug. Falls vom Veranstalter gewünscht und auf dem Veranstaltungsgelände möglich führen wir gerne im Beisein des Publikums einen Grubenbrand durch.
Zur Vorratshaltung, zum Kochen und zum Essen war Keramikgeschirr unverzichtbar. Anders als die Römer kannten die Germanen die schnell drehende Töpferscheibe noch nicht. Wie seit der Jungsteinzeit fertigten sie ihr Geschirr immer noch im Handaufbau. Funde von Gebrauchskeramik, z. B. aus dem vicus des Kastells Zugmantel im Taunus zeigen, dass sie sich teilweise von römischer Drehscheibenware inspirieren ließen.
Mangels schriftlicher Überlieferung wissen wir nur sehr wenig über Glauben und Lebenseinstellung der Germanen. Archäologische Ausgrabungen brachten allerdings Grabbefunde mit Beigaben und Kultstätten, wie z.B. Oberdorla mit Opfergaben zutage.
Diese sind die Basis für unsere vereinfachten Rekonstruktionen eines Kultplatzes und eines Grabes.
In moderierten Spielszenen versuchen wir nachzustellen, wie eine Kulthandlung oder ein Begräbnis abgelaufen sein könnte. Die konkreten Absichten, die den Bestattungssitten und Kulthandlungen zugrunde liegen, bleiben uns allerdings verborgen.
Den Moorleichen verdanken wir die Kenntnis zumindest einiger Frisuren. Bei uns hat der Besucher Gelegenheit sich entsprechend frisieren zu lassen. Voraussetzung egal ob Mann oder Frau: lange Haare. Außerdem präsentieren wir Utensilien, die der Körperpflege dienten.
So finden sich in Gräbern u. a. Kämme, Sets aus Schere, Pinzette und Ohrlöffelchen (sog. Toilettebesteck) und Rasiermesser.
Auch wenn die Germanen nicht über die ausgeklügelte Bäderarchitektur der Römer verfügten, ist das Bild des schmutzigen Barbaren mit wirrem Haar und verfilztem Bart falsch. Wie nahezu jede Kultur legten auch die Germanen Wert auf Pflege und Verschönerung des Körpers.
Gerne beleben wir mit unserer Ausstattung in einem Freilichtmuseum die rekonstruierten Gebäude. Andernfalls versuchen wir die germanische Lebenssituation mit unserem Lageraufbau nachzuempfinden.
Typisch waren Wohnstallhäuser und kleine Nebengebäude.
Auffällig für die Siedlungsstruktur der Germanen ist eine Tendenz zur Absonderung im Großen wie im Kleinen: Nach Caesar und Tacitus lagen die Siedlungen locker verstreut und durch Ödland bzw. Urwald voneinander getrennt, was auch Ausgrabungen bestätigen. Innerhalb der Dörfer standen die Häuser einzeln und waren eingezäunt. Diese Siedlungsweise entspringt vielleicht nicht alleine dem Schutzbedürfnis, sondern könnte Ausdruck einer Mentalität sein.